
Endlich Sommer! Endlich Sonne! Und endlich wieder die Möglichkeit, draußen tagsüber oder nachts ungehemmt der Lust im Freien zu frönen. Was gibt es Schöneres, als Outdoor-Sex an einem warmen Sommerabend? Ob im Park, in einer Seitenstraße oder auch auf einem der vielen Parkplätze mitten in der Nacht – viele schwule Männer lieben das Cruising.
Aber, woher stammt eigentlich der Begriff Cruising? Der Name selbst kommt aus der Seefahrt und bezeichnet zwei Schiffe, die sich umkreisen beziehungsweise deren Wege sich kreuzen. Passt das nicht gut zu schwulen Jungs nachts im Park? Vor rund hundertfünfzig Jahren wurde der Begriff dann erstmals in den USA verwendet, um damit Prosituierte zu beschreiben, die öffentlich Sex hatten. Im deutschen Sprachgebrauch wird der Begriff seit gut fünfzig Jahren verwendet. Die Tatsache selbst ist dabei natürlich viel älter, die früheste Erwähnung findet sich in den Schriften des römischen Dichters Ovid aus dem 1. Jahrhundert vor Christus. Er empfahl als Cruising-Gebiete den Markplatz, den Tempel und die Rennbahn. Große Freunde des Cruisings waren zahlreiche Berühmtheiten, darunter Oscar Wilde, Freddy Mercury, George Michael oder auch Tom of Finland.
Vor dem Aufkommen des Internets war Cruising in Klappen, öffentlichen Parks oder speziellen Kinos die einfachsten Möglichkeiten für schwule Männer, schnellen und zumeist anonymen Sex zu haben. Die Faszination daran hat für viele Männer bis heute trotz zahlreicher digitaler Dating-Portale nicht nachgelassen – nur allein schon der Gedanke daran sorgt oftmals für steife Tatsachen.
Und so stehen wir in Parks oder auf einem abgelegenen Parkplatz – das Herz und der Schwanz pochen, bis im Lichtkegel eines Autoscheinwerfers ein fremder Kerl aufkreuzt und die Leidenschaft unseren ganzen Körper binnen weniger Sekunden erfasst. Man kann seinen Bauchnabel sehen und eine feine Spur Haare, die hinab in das Zentrum seiner Lust führen. Er blickt zu einem hinüber und für einen Moment scheint die Welt zum Stillstand zu kommen – dann streift er sein T-Shirt ab und man blickt mit halbsteifem Schwanz auf diesen Adonis der Finsternis. Er darf alles mit uns machen – und jede Vorsicht ist vergessen.
Allerdings, ist das auch wirklich clever? Klar, oftmals sind wir Kerle gefangen zwischen dem Gedanken um Sicherheit und Aufmerksamkeit und der puren Lust, die sich von Zeit zu Zeit wie ein Lauffeuer in uns ausbreitet. Dabei lässt sich mit ein paar einfachen Vorkehrungen beides deutlich besser in Einklang bringen!
+ Egal, wo du auf Männerfang gehst, hinterlasse eine Nachricht bei einem guten Freund/in. Dein “Cruising-Kontakt“. Einfach kurz Bescheid geben, wo du dich aufhalten wirst. Und bis wann du dich sicher wieder zurückmelden kannst, sodass im Ernstfall dein Cruising-Bestbuddy zur Hilfe kommen oder die Polizei alarmieren kann.
+ Nimm beim Cruising keine Wertsachen mit. Beschränke dich definitiv auf das Nötigste. Egal ob im Park, auf dem Parkplatz oder anderswo, was brauchst du wirklich? Ein paar Euro und deinen Haustürschlüssel. Dein Smartphone ist kein Muss, auch wenn es im Ernstfall gut ist, schnell telefonisch Hilfe holen zu können. Aber wie wäre es, wenn du dein Smartphone zuvor in der Nähe versteckst? Möchtest du es definitiv bei dir tragen, wäre es wenigstens gut, persönliche Daten zu löschen oder zu sperren. Die beste Variante? Besorge dir ein zweites Telefon für ein paar Euro, dein Notfall-Telefon, das du beim Cruising immer dabei haben kannst.
+ Du triffst dich mit einem heißen Kerl, mit dem du vorher gechattet hast? Mach´ einen Screenshot vom Gesprächsverlauf und den Kontaktdaten beziehungsweise der Telefonnummer deines unbekannten Fremden. Und natürlich, nimm diese Daten nicht zum Cruising selbst mit, sondern speichere sie zu Hause oder lege sie dort irgendwo schnell sichtbar ab.
+ Höre auf dein Bauchgefühl! Wenn du – warum auch immer – ein schlechtes Gefühl bei der ganzen Sache hast, der Typ sich seltsam verhält oder es Ungereimtheiten in dem gibt, was er dir erzählt, dann Finger weg! Oftmals sendet uns unsere Intuition bereits erste Warnsignale, ohne dass wir dies logisch sofort begreifen können.
+ Sei vorbereitet, nimm Kondome und gegebenenfalls Gleitgel mit. Kommt ganz darauf an, welchen Sex du haben willst. Für einen Blowjob hast du deine benötigte Vorrichtung ja bereits schon in der Hose. Für einen Fick versuche dich safe zu verhalten – auch wenn du auf PrEP bist. Das schützt nämlich vor allen anderen übertragbaren Krankheiten abseits von HIV nicht und beim Cruising kannst du von einem wildfremden Kerl nicht wirklich Ehrlichkeit erwarten, wenn es um seinen Gesundheitszustand geht. Wenn du dann wieder zu Hause bist, solltest du dich vielleicht erst einmal säubern und duschen.
+ Der besondere Nervenkitzel am Cruising ist wohl eine Mischung aus Verbotenem, Public-Sex und der Reiz des Unbekannten. Trotzdem kann es sinnvoll sein, abzuchecken, wo du Sex haben willst. Einige Ecken wimmeln vor Überwachungskameras. Das mag vielleicht sogar kurzfristig den Reiz für dich noch erhöhen, wenn aber auf der Video-Aufzeichnung später dein Fahrzeug zu erkennen ist, kann man schnell herausbekommen, wer du bist. Je nachdem, wo du die Hüllen fallen gelassen hast, kann dir eine Strafanzeige drohen. Also, erst kurz den Kopf einschalten und dann darf es mit der Libido weitergehen.
+ Cruise mit dem Freund oder Kumpel! Wenn du nicht alleine unterwegs bist, schafft das schon einmal einen dicken Pluspunkt. Ihr könnt gegenseitig aufeinander aufpassen und außerdem gemeinsam viel mehr Spaß haben.
+ Klar, Poppers ist beim Cruising oftmals das erste Mittel der Wahl. Trotzdem sei extrem vorsichtig, wenn dir der fremde Mann eine Droge oder auch nur etwas zu trinken anbietet. Du hast keine Ahnung, welches Zeug du im Zweifelsfall wirklich schluckst oder wie verschnitten oder gepanscht es sein kann. Zudem kann es sich, gerade auch bei Getränken, um beigemischte K.-o.-Tropfen handeln, die dich komplett ausknocken sollen. Solltest du selbst auf Droge sein oder etwas dabeihaben, empfiehlt es sich auch hier, mit Bedacht damit umzugehen. Sei dir sicher, dass du zu jeder Zeit die Kontrolle über dich behalten kannst, anderenfalls Finger weg von jeglichen Substanzen beim Cruising.
+ Triffst du beim Cruising auf eine unbekannte Gruppe von Männern, die sich anscheinend oder ganz offensichtlich bereits kennen und nicht gerade eben jetzt für Sex zusammengefunden haben, sei vorsichtig. Es kann sich dabei um Diebesbanden handeln, zumeist junge Männer, die gar nicht Sex im Sinn haben, sondern nur sexgeile, schwule Jungs ausrauben wollen.
+ Du willst bewaffnet mit Messer oder ähnlichem zum Cruising gehen? Überlege dir das besser noch einmal und mache dir klar, dass jede Waffe auch schnell gegen dich verwendet werden kann, wenn dein Gegenüber dich überwältigt. Im besten Fall kann man noch Tränengas mitnehmen, aber auch nur dann, wenn du damit wirklich umgehen kannst – sprich: Übe vielleicht einmal vorher zu Hause, wie so ein Spray wirklich funktioniert, sodass du ihn im Zweifelsfall auch im Dunkeln bedienen kannst. Die beste Selbstverteidigung bleibt natürlich immer noch, wenn du ein paar Verteidigungstechniken oder eine Kampfsportart beherrscht. Ersteres lässt sich in ein paar Übungsstunden bei zahlreichen Anbietern erlernen. Die goldene Regel allerdings sollte stets sein: Lieber wegrennen, als dich freiwillig auf einen Kampf einlassen.
+ Je nachdem, wo du bist, solltest du vielleicht Kleidung zum Wechseln mitnehmen oder im Auto verstauen. Treibt es dich in den tiefen, dunklen Wald, kann auch eine kleine Taschenlampe hilfreich sein. Und versuche, dir deine Wege einzuprägen, damit du auch wieder nach Hause beziehungsweise aus dem Wald herausfindest.
+ Du liebst Cruising im Urlaub? Grundsätzlich kein Problem, aber kläre vorher genau ab, wie das jeweilige Land mit Sex in der Öffentlichkeit umgeht. In den USA sind je nach Bundesland die Strafen deutlich drakonischer als in Europa. In Deutschland, Österreich und der Schweiz drohen dagegen meist Geldstrafen.
+ Wo bist du? Ganz genau musst du das natürlich nicht wissen und nein, du musst auch nicht Botanik studiert haben, aber mit etwas Cleverness cruist man vielleicht nicht direkt im Auslaufgebiet von Hunden – außer man steht auf den Geruch von Kot. Und auch ein kurzer Blick auf die örtliche Flora und Fauna in unmittelbarer Nähe kann hilfreich sein. Brennnesseln können schmerzende Blasen auf der Haut (oder am Arsch/Schwanz!) verursachen und spitze Stacheln wie bei Brombeersträuchern böse Verletzungen zur Folge haben.



