
Bald ist es wieder soweit, am letzten Tag in diesem Monat feiern wir wieder Halloween. Und all die Hexen, Hexer und Hex:innen werden wieder auf die Menschheit losgelassen. Gut, optisch gesehen, könnte man die Erkenntnis gewinnen, dass für manche Herren mit Schminke und Kleid das ganze Jahr über die Zeit der Untoten und verzerrten Fratzen ist, aber hey, das ist eine andere Geschichte, denn eigentlich wollte ich über Hexen und Aberglauben reden. Denn mitnichten ist das alles nur Schnee von gestern, das katholische Missionswerks Missio Aachen hat nun darüber informiert, dass die Zahl der Länder weltweit, die bis heute oder erneut wieder an Hexen glauben, von Jahr zu Jahr immer weiter ansteigt. Kein Scherz! In aktuell 43 Ländern auf der Welt finden bis heute Hexenverfolgungen statt – ja, da wird dem ein oder anderen Bischof gleich warm ums Herz oder feucht im Schritt, je nachdem. Die guten alten Zeiten sind also noch gar nicht vorbei.
Und im Zuge dieses Aberglaubens blüht und gedeiht natürlich auch der Hass auf alles, was im Dunstkreis von böser Magie wahrgenommen und dort eingeordnet wird – dazu gehören neben der modernen Medizin auch diese, vom Teufel besessenen Homosexuellen, wobei gerade die männlichen Exemplare ihren Zauberstab in Regionen stecken, wo noch nie zuvor ein gläubiger Christ gewesen ist – oder wenigstens sein soll. Auch hier liegen Anspruch und Realität ja oftmals weit auseinander. Und in der Tat berichten die Experten, dass Homosexuelle in diesen Ländern sehr gerne als Sündenböcke missbraucht werden. Dürre oder Sintflut, wir sind´s gewesen. Schön ist auch, dass die Zahl der Länder, die ihren Weg zurück zum Aberglauben und zur Hexenverfolgung finden, stetig ansteigen, neu im Club der Hexenjäger sind die afrikanischen Länder Sierra Leone und Simbabwe. Bedauerlicherweise muss ich diese Regionen also künftig von der Liste möglicher Urlaubsländer streichen, als homosexuelle Person mit Smartphone inklusive zuverlässiger Wettervorhersage stehe ich da schon bei der Landung mit einem Bein auf dem Scheiterhaufen.
Apropos Scheiterhaufen und Hexenverfolgung: Ein Aspekt wurde bei der systematischen Erfassung der Hexenverfolgung ganz übersehen – diese gibt es auch in scheinbar zivilisierten Ländern wie Deutschland oder Großbritannien. Die Hexen heißen jetzt TERFs, sonst ändert sich nix. Gut, die Hexenjagd findet zumeist zunächst digital statt, wobei stets das Anliegen mitschwingt, auch die reale Existenz der jeweiligen Hexe zu vernichten. Bisher wirkt auf uns der früher so beliebte Scheiterhaufen auf dem Marktplatz zwar noch etwas befremdlich, aber je nachdem, wie lange der Winter dauert, wie kalt es wird und wie wenig Gas am Ende zur Verfügung steht, werden die ersten woken Menschen zeitnah auf die Idee kommen, uns einen Scheiterhaufen als günstige Alternative anzupreisen. Darauf können dann Menschen wie J.K.Rowling oder Alice Schwarzer Platz nehmen. Jüngste gesellte sich noch eine deutsche Nobelpreisträgerin hinzu (siehe HIM Quickies) und aktuell darf sich auch die einstmals beliebte Kinderbuchautorin Enid Blyton ganz dicht ans Feuer stellen. Warum? Die Autorin, die über 600 Millionen Bücher verkauft hat, ist rassistisch, sexistisch und transphob – sagen die queeren Hexenjäger und die müssen es wissen. Warum? Nun, die Kinder in ihren Abenteuerbüchern wie beispielsweise bei den “Fünf-Freunden“ haben nie über Menstruationsbeschwerden gesprochen, ebenso wenig über Pickel. Das sei elitär und ganz schlimm! Manche beschriebenen Ausländer in ihren Büchern hatten auch einen Akzent – purer Rassismus also. Und die Mädchen waren stets jene, die zwischendurch kochen mussten, ergo, ein ganz grauenhaftes Weltbild. Es wird aber noch dramatischer: Abenteuerlustige Mädchen, die es erstaunlicherweise schon damals zu Blytons Lebzeiten gab und die auch Eingang in ihre Bücher fanden – man möchte meinen, wie modern! – wurden als “Wildfang“ bezeichnet. Drama! Das ist mindestens sexistisch und irgendwie auch transphob, denn alles ist transphob, wenn es vernünftig oder normal klingt.
Dem noch immer nicht genug, sollen jetzt die Namen einiger der beliebtesten Protagonisten geändert werden. So darf der Junge “Dick“ in den Büchern nur noch als “Rick“ bezeichnet werden, denn heutige Kinder würden bei “Dick“ sofort an das umgangssprachliche, englische Wort “dick“ für Schwanz oder Penis denken. Man kann nicht anders, als eine gewisse Bewunderung dafür zu empfinden, wie eine politische Bewegung heutiger Tage so extremistisch und diktatorisch selbstverliebt allen Menschen ihre krude Weltsicht aufzwingt, dafür als einzig wahre und zu akzeptierende Vorreiter für eine moderne Vielfalt noch immer von Medien und Medienmachern unterwürfig abgefeiert wird, während sie selbst dabei eine Gedankenwelt offenbart, die schon zu Enid Blytons Lebzeiten altbacken, prüde und verklemmt war. Diesen Spagat als Freiheit zu verkaufen, dem nicht auch nur einen Atemzug lang widersprochen werden darf, und sich trotzdem darauf zu berufen, die Gleichheit aller Menschen angeblich im Blick zu haben, ist an Perversion nicht mehr zu überbieten. Die Kämpfer jener queeren Ideologie von heute wären in früheren Zeiten jene gewesen, die als erstes die lodernde Feuerfackel auf den Scheiterhaufen geworfen hätten. Die Hexenjagd von heute findet dabei mehr Zustimmung als damals, wo sie von oben herab dem Volk als erzwungene Willensbildung auferlegt worden war. Heute knien diese Oberen freiwillig vor den selbsternannten Hexenjägern und lesen ihnen jedes Wort von den oftmals bunt geschminkten Männerlippen ab – geblieben ist, dass die Mehrheit der Bevölkerung anderer Meinung ist, aber erneut aus Angst vor Repressalien schweigt. Das katholische Missionswerk hat also tatsächlich recht, wenn es feststellt, die weltweite Hexenverfolgung nimmt wieder in dramatischer Weise zu, ihnen unterläuft nur ein kleiner Fehler: Sie haben die falschen Länder dabei im Blick. (mm)