Posted on: 9. Januar 2023 Posted by: MDamerius Comments: 0

Seit Jahren versucht uns der Deutsche Fußballbund sowie auch internationale Fußball-Organisationen gebetsmühlenartig zu erklären, dass der Profi-Fußball und seine Fans doch gar nicht so homophob sind. Kommet, kommet, liebe schwule Fans, und kauft die überteuerten Tickets, nur bitte keine Regenbogenfahne schwenken wie bei der letzten EM angedacht.

 

Alles nur Klischee? Mitnichten. Der Lesben- und Schwulenverband Deutschland hat jetzt in Zusammenarbeit mit der Fanplattform FanQ 2.300 repräsentative Fußballfans in Deutschland nach ihrer Meinung zur Homofeindlichkeit im Profi-Fußball befragt. Dabei wurden die Befragten zuvor in zwei Gruppen eingeteilt: Jene Fans, die Kontakte zur LGBTQ-Community haben (die Unterstützer) und jene, die LGBTQ nicht fördern oder unterstützen.

 

Kaum überraschend: Fußball-Fans, die einen Bezug zu homosexuellen Menschen haben, erkennen sehr klar und mehrheitlich die Anfeindungen im Profi-Fußball und fordern strikte Maßnahmen und eine Änderung des Systems Fußball. Besonders in der Kritik sind dabei der Deutsche Fußballbund und die Liga, die nicht genug Engagement gegen Homo-Hetze und Hass im Lieblingssport der Deutschen zeigen würden. Surprise, Surprise.

 

Erschreckend dabei sind die Ergebnisse in der Gruppe, die bisher keinen Kontakt zu Schwulen und Lesben hat und diese nicht unterstützt. Man möchte salopp sagen: Der klassische deutsche Fußball-Fan. Nur jeder Fünfte hat überhaupt schon einmal einen homofeindlichen Vorfall im Profi-Fußball bewusst wahrgenommen und die Hälfte von ihnen wünscht sich keinen geouteten schwulen Spieler in seinem liebsten Fußball-Club. Für die Allermeisten (65 Prozent) gibt es kaum oder gar keine Homofeindlichkeit im Fußball. Generell scheint es, dass der homosexuellen-ferne Fußball-Freund Tomaten oder eben Bälle auf den Augen hat, denn noch immer denkt auch rund die Hälfte von ihnen, ein schwules Coming Out hätte für einen aktiven Profifußballer keine negativen Folgen. Die andere Hälfte hat sich dazu übrigens noch gar keine Gedanken gemacht. Ist das jetzt naiv, Wunschdenken oder einfach pures Desinteresse gegenüber Homosexuellen? Ich bin lesbisch und hab´s verstanden.  

 

Und klar, wo man kein Problem sieht, muss man ja auch nichts tun, dementsprechend sehen die Fußball-Fans auch mehrheitlich (67 Prozent) keinen Handlungsbedarf. Fußball-Freunde mit Bezug zu Homosexuellen können übrigens dagegen sehr klar formulieren, was sie sich wünschen. Dazu zählen Trainingsstunden und Kampagnen im Bereich Diversität und LGBTQ, eine klare Benennung von LGBTQ in allen Vereinsfassungen der Clubs und bei homofeindlichem Verhalten die rote Karte für jene Spieler in Form von Suspendierungen, Sperren und Geldstrafen.

 

Übrigens: Für homofreundliche Fans ist beinahe allumfassend (92 Prozent) klar, dass Homofeindlichkeit ein reines Problem des Männerfußballs ist – das sieht der klassische Fußball-Fan natürlich auch ganz anders. Und selbstverständlich ist unser klassischer Fan auch gegen Regenbogenfarben auf Trikots, denn das würde sowieso nichts bringen gegen Homofeindlichkeit (93 Prozent). Ist ja auch nur konsequent, denn es gibt ja auch gar kein Problem mit Homo-Hetze unter deutschen Profi-Kickern. Bleibt eine ungeklärte Frage offen: Wie wirkt sich eigentlich Fußballspielen auf die kognitiven Fähigkeiten von Spielern und Fans aus? Gibt es da schon Erhebungen? Langzeit-Schäden, dem gegenüber Long-Covid tatsächlich nur ne leichte Grippe ist? (mm)

Leave a Comment