
Kolumne von/und mit Marie Miro
Ach, Freunde, war dieser Sommer nicht einmal mehr ein besonders heißer? Fühlte sich die Sonne verbunden mit der Freiheit auf den Prides nicht ganz wunderbar auf unserer Haut an? Nur noch übertroffen von den juckenden Affenpocken am Anus? Für einige von uns war das alles wohl bereits wieder viel zu viel, was folgte war der klassische Sonnenbrand samt Kleinhirntrauma – bei Harry Potter auch Schrumpfkopf genannt. Doch keine Panik, im kommenden Winter wird es dafür umso kälter dank unserem verklemmten Homosexuellen Wladimir im Kreml, der eine völlig neue Art der sexuellen Spielart Edging mit seinem Gas betreibt. Dabei wissen wir doch – irgendwann kann man es einfach nicht mehr zurückhalten und das ganze Zeugs schießt in einem gigantischen Strahl nach draußen. Das wird eine Sauerei werden, aber auch damit kennt sich Wladimir ja bestens aus.
Was der Samenstau in Moskau, ist der Graue-Zellen-Stau beim durchschnittlichen queeren Gender-Aktivisten. Nebst der Sonne musste der in diesen Tagen ja einiges über sich ergehen lassen, der Arme. Da erklären doch immer mehr Menschen plötzlich, dass tatsächlich etwas dran sein könnte an diesen zwei Geschlechtern und alles dazwischen sei einfach nur die altbekannte Grauzone, Variationen im Rahmen der Zweigeschlechtlichkeit. Aber mit der Farbe Grau hat es der queere Aktivist generell nicht so, weder als Kleidung oder Make-up, noch als intellektuelles Mittelfeld zwischen Schwarz und Weiß und schon gar nicht als Zellen im Kopf. So ist es also auch gar nicht weiter verwunderlich, dass mitten im Sommer die nächste Irrsinns-Forderung aus Queersurealistan durch die Medien wanderte – dieses Mal im Zentrum der Kritik ist die Archäologie und die Anthropologie. Diesen beiden Wissenschaften ist gemein, dass es ihre Experten hin und wieder mit menschlichen Überresten zu tun haben, richtig fetten Knochen teilweise, die gerne auch einmal einige hundert oder tausend Jahre alt sind.
Doch was erdreisten sich diese Wissenschaftler nun? Anhand objektiver Beobachtungen, Messungen und faktenbasierter Grundlagenforschung stellen sie fest, ob ein Skelett von einem Mann oder einer Frau stammt. Ähnlich arbeiten übrigens auch forensische Kriminalbeamte. In allen Fällen ist das gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und dazu auch noch transphob. Wieso? Diese Wissenschaftler können doch gar nicht wissen, wie sich das jeweilige Individuum vor ein paar tausend Jahren selbst definiert hat. Vielleicht steckte im oder besser rund um das männliche Skelett das Wesen einer trans-Frau? Und jetzt? Es ist klar, dass das nicht so weitergehen kann, immerhin wird hier ja massenhaft mit dem individuellen Recht auf unendliche Selbstdefinition einer Persönlichkeit gespielt und dabei vollkommen außer Acht gelassen, mit welchem Geschlecht sich das Knochengerüst samt Besitzer definiert hat oder wie oft ein Wechsel der Geschlechter stattgefunden hat. Heutzutage gibt es ja nicht wenige queere Dingsschaften (das Wort Herrschaften erscheint mir hier erneut extrem diskriminierend), die wöchentlich ihre geschlechtliche Orientierung ändern. Das ist leider kein Witz, wirklich.
Archäologen und Anthropologen sollten künftig also nicht mehr vorschnell über antike menschliche Überreste urteilen. Noch schlimmer wird es, wenn sie vermeintlich die Funde einer bestimmten Rasse zuordnen können – das ist dann überdies auch noch rassistisch: “Abstammungsschätzungen tragen zur weißen Vorherrschaft bei“ – so ein Originalzitat zweier woker Universitätswissenschaftler*innen. Bitte, wie? Ja, die meinen das ernst. Beispielsweise auch die kanadische Masterstudentin Emma Palladino, die einen fortgeschrittenen Abschluss in Archäologie anstrebt. Sie erklärte der erstaunten Weltpresse, die Zuweisung eines Geschlechts bei antiken Menschen sei schlicht “Bullshit“ und gründete mit anderen Gender-Aktivisten kurzerhand die Trans Doe Task Force, um zu erforschen, inwiefern die derzeitigen Standards der forensischen Identifizierung von Menschen dabei nicht-binäre Menschen – ob lebend oder seit tausend Jahren mausetot – diskriminieren und emotional zutiefst verletzen. Unterstützung bekommen die heiteren Geschlechterfreunde auch von namhaften Professx*innen wie beispielsweise Jennifer Raff von der Universität in Kansas. Todernst erklärte sie, man könne als Wissenschaftler das Geschlecht eines 9.000 Jahre alten, biologisch peruanischen Jägers nicht kennen, weil man nicht wisse, ob der Jäger sich als männlich oder weiblich identifiziert hat – da gäbe es ein Dualitätskonzept, das nach ihrer Meinung von christlichen Kolonisatoren aufgezwungen wurde.
Ja, es gibt Widerspruch. Der kommt von anderen Wissenschaftlern und wird zumeist nicht laut, schreiend und allwissend, sondern vernünftig und auf Logik und Fakten basierend artikuliert, ergo, er hat nicht die geringste Chance. Auch die erweiterte Erklärung, dass man davon ausgehen könne, dass vor vielen tausend Jahren trans-Personen noch keine große Rolle gespielt hätten, ist natürlich nicht wissenschaftlich sondern… na? Richtig: Queer- und trans- und menschenfeindlich. Witzig ist übrigens auch, dass inzwischen eine ähnliche unspezifische Herangehensweise tatsächlich in der modernen Kriminalarbeit gefordert wird. Das erschwert zwar die Tätersuche ungemein, aber ich stelle mir das witzig vor, wenn eine blutüberströmte trans-Frau nach einem dieser zahlreich angestiegenen Hass-Verbrechen zur Polizei kommt und erklärt: Der/Die/Dey Täter*in war ein*e*y Person.“ Geschlecht, Hautfarbe, Größe, Rasse, Sprache oder Aussehen können leider ohne das Aufkommen von Diskriminierung oder einer verletzenden sowie rassistischen Geschlechts- beziehungsweise Rassezuschreibung von Seiten der Polizei zukünftig nicht mehr festgehalten werden. Die neue Form von queerer Akzeptanz wird sicher maßgeblich dazu beitragen, die Hasskriminalität gegenüber LGBTQ-Menschen zu minimieren. (mm)



