Ein schwuler Ukrainer erobert die Welt!

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Nein, wir übertreiben nicht. Art (25) hat das charmanteste Killerlächeln aller Zeit und ist gerade dabei, die Welt zu erobern. Und wir wünschen es dem jungen Mann von ganzem Herzen, der auf der Suche nach einem besseren Leben mit gerade einmal 20 Jahren nach Amerika zog und fleißig daran arbeitete, seine Träume zu verwirklichen. Heute, fünf Jahre später, hat er sich geoutet, begeistert tagtäglich mehrere hunderttausend Menschen mit seinen witzigen und herzerwärmenden Videos aus seinem Leben und hat den Mann seines Lebens gefunden – einen sexy Sportfan mit dem Spitznamen Beamer. Wir trauen Art alles zu und können uns sehr gut vorstellen, dass er auch seinen Wunsch nach einer eigenen Fernsehshow zeitnah verwirklichen kann. Im Big Apple ist wahrlich alles möglich. Wir trafen Art zum exklusiven Interview.

Art, du bist vor fünf Jahren aus der Ukraine in die USA gezogen, um den klassischen amerikanischen Traum zu leben und dir auch beruflich ein Leben aufzubauen. Was war damals der größte Kulturschock für dich? Und was hat dich an Amerika begeistert?

Der größte Kulturschock? Ich glaube, der Geruch von Gras, überall in Washington D.C. – ich konnte es wirklich überall riechen. An Amerika begeistert hat mich dagegen so ziemlich alles andere: die Schilder, die amerikanischen Flaggen, die Menschen um mich herum – es ist eine völlig andere Welt. Es ist für mich schwer zu erklären, aber es war so ziemlich alles. Ich war sogar vom extrem schwülen Wetter in Washington D.C. angetan.

Du kamst 2017 im Alter von 20 Jahren mit gerade einmal 500 Dollar in der Tasche nach Amerika. Du scheinst ein sehr mutiger junger Mann zu sein, immer bereit für eine Veränderung. Oder hattest du auch Angst, als du in die USA gekommen bist?

Ich würde dir zustimmen, dass ich aus irgendeinem Grund mutig bin, aber ich glaube nicht, dass ich deswegen immer bereit für eine Veränderung bin. Ich habe das Gefühl, dass ich in meinem Leben oftmals gezwungen war, viel zu ändern, denn wenn ich nichts geändert hätte, wäre ich heute in einer sehr schlechten Situation, und ich wäre nicht glücklich damit. Deshalb hatte ich auch gar keine Angst vor dem Umzug – außerdem war mir auch nicht ganz klar, wie viel oder wenig 500 Dollar in Amerika tatsächlich wert sind. Zuvor war ich mit meiner Mutter bereits von der Ukraine nach Polen gezogen, auch hier hatte ich keine Angst, sicherlich auch deswegen, weil in einem Teil der Ukraine bereits Krieg herrschte. Kurzum, ich hatte wirklich nie Furcht davor, irgendwohin zu ziehen und niemanden zu kennen. Ich wusste einfach, dass ich das tun musste, und ich hatte dieses Vertrauen. Es ist nicht einmal Zuversicht, sondern eher die Erkenntnis, dass es keinen anderen Weg gab, es musste also klappen. Das war es, was mir auch ständig durch den Kopf ging: Du musst dafür sorgen, dass es klappt!

In Amerika angekommen, hast du die erste Zeit auch als Striptease-Tänzer gearbeitet – wie hast du diese Zeit erlebt?

In der Schule habe ich mit meiner Freundin immer darüber gescherzt, dass ich eines Tages Stripper werden würde. Irgendwann in Los Angeles brauchte ich dann tatsächlich dringend Geld und fand diesen Job. Ich war allerdings ein sehr schüchterner Stripper. Normalerweise musst du durch den Raum gehen, dich zeigen und auf die “Jagd“ nach Kundschaft gehen. Ich war eher der Typ, der in seiner Unterwäsche auf einem Stuhl in der Ecke saß und wartete, dass die Männer zu mir kamen – und die Unterwäsche war nicht gerade sexy! Das war keine wirklich gute Zeit, ich war auch oft betrunken und mir gefiel es auch nicht, mich dauernd mit anderen Jungs vergleichen zu müssen. Alles in allem bereue ich diese Erfahrung nicht, aber ich würde es heute nicht mehr tun. Wenn man diesen Job zu lange macht, bekommt man wirklich Probleme mit dem eigenen Selbstwertgefühl. Es gab auch einige Jungs, die mehr gemacht haben, als nur zu tanzen – das war allerdings nichts für mich. Ein Kunde hat sich sogar in mich verliebt, das war ein bisschen seltsam. 

Das glaube ich dir sofort. Du hast danach lange Zeit auch in einigen Restaurants gejobbt – ich nehme an, du wurdest oft angebaggert. Was war der dümmste Spruch, den du erlebt hast?

“Bist du Google?” Ich sagte: “Warum?” Er antwortete: “Weil du alles bist, wonach ich gesucht habe.”

Okay, der ist wirklich schlecht! Du bist viel rumgekommen in Amerika, hast eine Zeit lang in Chicago und Los Angeles gelebt, bevor es dich ins West Village nach New York verschlagen hat. Was macht diese Stadt heute so besonders für dich?

An New York City gefällt mir, dass man hier werden kann, wer immer man sein möchte, und dass man sich seinen Traum erfüllen kann. Es ist eine extrem toughe, aber auch eine sehr liberale und offene Stadt. Eine Stadt, die dir wirklich etwas gibt, wenn du etwas zu bieten hast. Es wird einem hier nichts geschenkt. Das Besondere für mich heute ist, dass New York City der Ort ist, an dem ich mich wirklich zu Hause fühle – als hätte ich endlich mein Zuhause gefunden.

Dazu beigetragen haben sicherlich auch deine zahlreichen Fans auf deinen Social Media Kanälen. Woher kommen all diese Follower?

Ich schaue mir meine Analysen oft an, die meisten Follower kommen natürlich aus den Vereinigten Staaten, aber auch aus dem Vereinigten Königreich und Deutschland. Ich habe das Gefühl, dass Leute mir aus ganz verschiedenen Gründen folgen. Einige waren von meinen Videos begeistert, in denen ich mit Regenbogenflagge durch die Stadt marschiere. Sie waren sehr dankbar, dass ich das gemacht habe und haben mir geschrieben, was für eine große Wirkung das auf sie hatte und sie sich jetzt auch outen wollen. Für andere bin ich eher eine Art von schneller Befriedigung, wieder andere folgen mir, weil ich in meinem YouTube-Kanal und in meinem Podcast viel über meine Lebensgeschichte erzähle.

Und diese Lebensgeschichte ist eine ganz Besondere – gerade auch für andere schwule Jungs. Du wusstest bereits mit fünf Jahren, dass du schwul bist. Wie kam das?

Du musst dir das erst einmal genauer vorstellen: Du bist fünf Jahre alt, weißt, dass du schwul bist und lebst in einer kleinen Stadt in der Ukraine. Und so gut wie niemand versteht das Wort “schwul” oder spricht es laut aus. Es gibt kein Internet und kein Fernsehen, das dir etwas darüber erzählt. Und du denkst nur: Was ist nur los mit mir? Und du weißt nicht, wie du es überhaupt erklären sollst. Ich kannte bis zu meinem 11. Lebensjahr nicht einmal selbst das Wort “schwul”. Ich wurde viele Jahre gemobbt und die Leute waren nicht gut zu mir. Auch ein Grund, warum ich nicht länger in der Ukraine leben wollte, denn es gibt nach wie vor sehr viele dieser Leute dort. Zudem fehlt es an Bildung. Ich wäre damals als Kind schon absolut glücklich damit gewesen, wenn jemand gekommen wäre und gesagt hätte: Du bist schwul und das ist absolut in Ordnung so. Vielleicht hat sich die Situation bei der jüngeren Generation in der Ukraine verbessert, aber ich persönlich glaube das nicht. Erst vor ein paar Tagen habe ich einen Livestream mit einem der wichtigsten Berater des ukrainischen Präsidenten gesehen und dieser erklärte, dass LGBTQ-Menschen eine “Abweichung“ gegenüber normalen Menschen seien. Es ist sehr traurig, dass ein Berater eines Landes, das in die Europäische Union aufgenommen werden soll, solche Dinge sagt. Eine ukrainische Freundin von mir ist eine bekannte Aktivistin und erzählte mir, dass es in Kiew zwar jetzt eine größere Gay-Community gibt, aber eben auch radikale Gruppen, die brutal gegen die LGBTQ-Community vorgehen. Ich glaube also nicht, dass die Ukraine der beste Ort für LGBTQ-Menschen ist, auch wenn meine Generation die Situation vielleicht ein bisschen besser gemacht hat. In der Ukraine als Homosexueller aufzuwachsen, unterscheidet sich nach wie vor sehr von dem, was man hier in Amerika als Homosexueller erlebt. In Amerika gibt es Leute, die sich einfach so in der High School outen. In der Ukraine ist niemand in der High School oder in der Middle School offen schwul. Ich habe einmal in der Highschool versucht, einen Freund anzubaggern, aber das hat nicht wirklich funktioniert. Für mich war das damals alles extrem schwer – es gab niemanden, mit dem man darüber reden konnte.

Umso erstaunlicher ist dein Weg, den du zurückgelegt hast – heute spazierst du mit der Regenbogenflagge und nacktem Oberkörper durch die Straßen und machst anderen schwulen Jungs Mut damit, dabei hast du dich selbst erst vor einem guten Jahr geoutet. 

Ich will ehrlich sein: Ich hatte das nicht geplant, dass es einmal so kommen würde. Selbst nach den ersten Jahren in Amerika, war ich mir sicher, dass ich mich nie outen würde. Irgendwann habe ich allerdings erkannt, dass es kein Nachteil ist, schwul zu sein – im Gegenteil, es ist ein Vorteil und gut so. Da draußen gibt es eine ganze Community, die dich unterstützt, man muss die Hilfe einfach nur annehmen. Wir können uns gegenseitig so viel mehr unterstützen, dabei sind wir eine kleine Gemeinschaft und brauchen auch selbst die Unterstützung von anderen. Ich hatte einen russischen trans-Freund aus Los Angeles der über YouTube anderen Menschen in Russland viel Hoffnung gemacht hat. Er veränderte das Leben sehr vieler Menschen. Ich habe mich davon inspirieren lassen, gerade auch davon, wie er die Sichtweise der Menschen auf das Schwulsein veränderte. Ich wollte schon immer Inhalte erstellen und etwas auf YouTube machen, aber ich konnte meine Stimme lange Zeit nicht finden. Es hat mir dann tatsächlich geholfen, anderen Menschen zu zeigen, dass es normal ist, schwul zu sein, schwule Witze zu machen, schwule Kultur zu leben und ein Teil davon zu sein. Es war ein langer Weg, der zu werden, der ich heute bin. Bevor man sich outet, muss man sich sicher fühlen und das Gefühl haben, dass man sich wirklich outen will. Es gibt für jeden einen bestimmten Zeitpunkt. Davor denkt man lange Zeit, es ist nicht okay, schwul zu sein, mir ging es da genauso. Aber dann habe ich es akzeptiert, ich habe es geliebt und ich habe es umarmt. Du wurdest so geboren. Sei nicht verzweifelt, weil du schwul bist. Genieße es!

Ein tolles Statement. Danke, Art! Nach fünf Jahren hast du vor einigen Wochen endlich auch wieder deine Mutter in Amsterdam sehen können. Wie war es?

Das Treffen war für mich sehr emotional, denn meine ganze Familie bestand aus meiner Mutter und meinen Großeltern, und meine Großeltern sind vor einem Jahr beide im Abstand von 24 Stunden verstorben. Ich war nicht in der Lage, zu ihrer Beerdigung zu gehen. Meine Mutter musste ihre Eltern an einem Tag alleine beerdigen. Als ich dann im Flugzeug nach Amsterdam saß, kreisten ganz viele Fragen in meinem Kopf herum: Was ist, wenn ich sie nicht wiedersehe oder wenn ihr etwas zustößt? Ich war dann extrem glücklich, als wir uns endlich umarmen konnten und wir werden uns jetzt öfter sehen. Unsere Tage in Amsterdam waren dann einfach nur großartig – und ich habe sie sehr verwöhnt. Ich musste einen hohen Preis zahlen, als ich nach Amerika ausgewandert bin, aber letzten Endes habe ich auch viele Dinge dafür bekommen und stehe erst am Anfang meines Weges. Und meine Mutter ist sehr stolz auf mich.

Das kann sie auch definitiv sein – und sicher auch auf deinen tollen Freund. Wie hast du ihn eigentlich kennengelernt und wann hast du gemerkt, dass du dich in diesen Typen verknallst?

Ich war auf der Suche nach einer Wohnung in New York City, und das war extrem schwierig. Nach einer der Besichtigungen kam ich am Central Park vorbei und lief durch die Upper East Side. Ich habe ein Video darüber gepostet, wie groß die Menschenschlangen vor Mietwohnungen in New York sind. Er schrieb mich auf Instagram an und sagte: “Hey, das ist scheiße, das tut mir leid, ich habe das auch durchgemacht, viel Glück für dich.“ Normalerweise antworte ich nicht auf Instagram-Nachrichten, weil die meisten Männer dann sofort beginnen, mich anzubaggern oder unaufgefordert Bilder schicken – darauf stehe ich nicht besonders. Ich lief also deprimiert durch die Stadt und er war einfach im richtigen Moment und zur richtigen Zeit da für mich. Wir fingen an, über Wohnungen zu reden – wir haben über nichts anderes geredet – darüber, wie scheiße es ist, wie kompliziert es ist. Ich habe nicht einmal seine Profilbilder gesehen, denn er hat ein privates Profil. Zwei Tage später haben wir uns dann getroffen. Und seit diesem Zeitpunkt sind wir fast immer zusammen – es hat bei uns irgendwie Klick gemacht. Und mir wurde klar, dass ich mich in diesen Typen verliebt hatte, wahrscheinlich von der ersten Sekunde an. Ich glaube, das war einer dieser Momente von Liebe auf den ersten Blick. Fünf Tage später waren wir bereits offiziell fest zusammen. Das ging also ziemlich schnell!

Gut für deinen Freund ist auch, dass du fünf Sprachen sprichst, wie du sagst. Polnisch, Ukrainisch, Russisch, Englisch und die “Sprache der Liebe“. Wie hast du diese besondere Sprache gelernt und perfektioniert? Gib uns ein paar Tipps bitte!

Die Sprache der Liebe kommt aus der Familie – ich hatte eine sehr, sehr liebevolle, wenn auch kleine Familie – im Grunde eben nur meine Großeltern und meine Mutter. Sie haben mir beigebracht, wie es ist, geliebt zu werden, und wie es ist, sich selbst zu lieben. Sie haben mir Wärme und Liebe geschenkt, alles, was sie hatten. Ich wuchs auf und habe verstanden, dass es sehr wichtig ist, Liebe nicht nur zu bekommen, sondern auch zu geben. Man muss wirklich etwas weitergeben, dann ist die Liebe vollkommen. Du fragst nach Tipps? Man sollte einfach aufrichtig sein, und man sollte wirklich man selbst sein.

Dein Freund ist ein absoluter Sportfan und du hast seither viel über Baseball und andere Sportarten gelernt – wie ist es, einen Sportfan als Freund zu haben? Und was sind die wesentlichen Punkte, die man in einer Beziehung mit einem Sportfan unbedingt beachten sollte?

Das ist eine tolle Frage! Es ist manchmal gar nicht so einfach, einen Sportfan zu daten, denn mein Freund ist wahrscheinlich der größte Sportfan aller Zeiten, er ist wirklich sehr sportbegeistert. Er mag Basketball, Football, Baseball, UFC-Kämpfe, Eishockey. Er mag Golf – oh mein Gott, er liebt Golf, er spielt auch gerne Golf. Das Erste, was man unbedingt wissen muss, wenn man mit einem Sportfan zusammen ist: Sonntags ist Football. Du wirst deinen Freund so gut wie nie dazu bringen, sonntags irgendetwas anderes zu tun, außer Football zu schauen. Das ist wirklich ihr Leben während der ganzen Saison. Das erfüllt sie. Das ist mehr als ein Hobby, das ist ein Lebensstil. Das musst du respektieren. Natürlich gehen wir oft auch Kompromisse ein, es ist ja nicht so, dass wir uns nur sonntags Spiele ansehen – er macht im Gegenzug dann etwas, das für mich sehr wichtig ist. Aber am besten ist es, selbst ein Sportfan zu werden. Ich habe also angefangen, mich für Football zu interessieren, ich habe wirklich die Regeln und alles gelernt. Dafür habe ich fast sechs Monate gebraucht. Und ich mag es sehr, dass er Sport liebt. Das ist besser, als wenn er Drogen lieben würde! Manchmal wird es mir etwas zu viel, aber ich kann ja auch mein eigenes Ding machen – wir müssen nicht dauernd zusammen sein. Ich im Gegenzug liebe es, YouTube-Videos anzuschauen, damit kann er nicht viel anfangen. Und noch etwas: Wenn du dein ganzes Leben mit dieser Person verbringen willst, solltest du akzeptieren, dass das nicht verschwinden wird. Der Super Bowl wird jedes Jahr stattfinden. College-Basketball wird es jedes Jahr geben. Die March Madness wird es jedes Jahr geben.

Du hast dich für deinen Freund auch bereits in ein sexy Sportoutfit geworfen – ist dein Freund bei diesen Bildern nicht noch verrückter nach dir geworden?

Sagen wir es so: Mein Freund liebt meinen Job. Er liebt es, mich auf diesen Bildern zu sehen. Er liebt es, Instagram zu öffnen, und da bin ich, manchmal in Unterwäsche, manchmal mit einem Baseball. Also, ja, ich würde sagen, er genießt es durchaus.

Inzwischen gebt ihr euch auch bereits Spitznamen. Dein Freund nennt dich Stinky, Poopie oder sogar Pumpkin. Wie sind die denn bitte entstanden?

Mein Freund gibt mir verschiedene Spitznamen, die haben aber nicht immer einen konkreten Ursprung. Stinky kommt wohl daher, weil mein morgendlicher Atem wohl nicht so toll ist. Poopie? Sagen wir es so, wenn ich viel von Starbucks trinke, muss ich wirklich oft auf die Toilette gehen. Und Pumpkin, also Kürbis, hat mich ein Bekannter hier oft genannt und irgendwie ist das hängen geblieben.

Ich sehe schon, du bist ein sehr humorvoller Mensch – du lachst auch manchmal gerne über die Eigenarten der schwulen Community, blickst aber andererseits auch kritisch auf unseren Lifestyle.

Ich lache am meisten eher über mich selbst und über meine Erfahrungen, die ich in der Gay Community gemacht habe. Es gibt aber auch viele Dinge, die ich nicht sehr witzig finde. Ich habe das Gefühl, dass die schwule Welt manchmal sehr grausam ist, und die Dating-Welt ist definitiv sehr brutal. Es ist schwer, jemanden zu finden, der wirklich zu dir passt, viele Männer sind nur auf Sex aus. Ich habe nichts dagegen, aber finde es schade, dass es nicht viele Männer gibt, die einmal eine Partnerschaft oder Familie gründen wollen. Oftmals sind schwule Männer auch sehr voreingenommen und verurteilen sich sehr schnell gegenseitig. Es gibt aber auch erste Anzeichen, dass sich die Situation schrittweise verbessert.

Stichwort Partnerschaft und Familie – du warst in diesem Jahr zum ersten Mal auf einer Hochzeit. Bist du auf den Geschmack gekommen?

Ich glaube, es ist noch viel zu früh, um über eine Hochzeit zu sprechen, vielleicht eines Tages. Aber ich habe es geliebt, auf der Hochzeit zu sein. Ich hatte mich nie groß um Hochzeiten gekümmert, weil ich dachte, das sei nur eine blöde Geldverschwendung, aber diese Hochzeit war die eines Freundes aus dem College. Ich mochte das Paar sehr und ich begriff zum ersten Mal in meinem Leben, dass eine Hochzeit eine Feier der Liebe ist. Ich liebe diesen Gedanken wirklich und habe jetzt eine andere Einstellung zu Hochzeiten.

Das klingt sehr stark danach, als stecke tief in dir auch ein echter Romantiker. Bist du deswegen auch ein großer Fan der Serie Heartstopper auf Netflix?

Ich bin sehr romantisch! Und ich habe bereits viele romantische Dinge für meinen Freund getan, und er auch für mich. Am liebsten mag ich romantische Erlebnisse. Und ja, klar, ich mag Heartstopper, weil es einfach aufrichtig und süß ist.

Neben deiner romantischen Ader gibt es aber auch eine Vorliebe für Daddys in dir. Noch dazu, wenn sie, wie dein Freund, aus dem Finanzwesen kommen.

Das stimmt auch, allerdings ist mein Freund kein wirklicher Daddy, er ist gerade 26 Jahre alt geworden. Aber er ist einfach sehr reif für sein Alter. Ich habe mich sofort in meinen Freund verknallt. Für mich muss ein Mann loyal, monogam und ehrgeizig sein. Diese drei Dinge sind das Wichtigste. Das gute Aussehen wird mit den Jahren vergehen und irgendwann wird auch der Sex langweilig werden.

Hoffen wir mal, nicht zu bald. Du sagst von dir selbst auch, dass du anfangs zumeist sehr schüchtern bist, dann aber alsbald auch schamlos werden kannst. Was tut Art denn, wenn er schamlos wird?

Ich bin da wirklich ein wenig speziell. In einer Gruppe von Menschen bin ich meist sehr schüchtern, aber wenn ich allein auf der Straße unterwegs bin und meine Kopfhörer trage, singe und schreie ich laut mit. Oder ich rufe laut “Beautiful Attack“, weil ich einfach zu oft die Anime-Serie Digimon gucke. Mein Freund erklärt mir dann immer, dass das echt komisch aussieht und sagt: “Alter, weniger davon auf der Straße!” In mir steckt einfach viel zu viel europäische Ehrlichkeit. Ich bin einfach sehr geradlinig. Manchmal bin ich auch schamlos, wenn ich Dinge tue oder sage. Ich versuche natürlich, nicht respektlos zu sein, sondern einfach mein eigenes Ding zu machen. Es ist mir egal, was viele Leute dabei über mich denken – wenn ich singen will, werde ich es einfach tun.

Absolut richtig, Art! Du hast in einem deiner ersten Beiträge auf deinen Social-Media-Kanälen auch gesagt, dass du hot and horny bist – das klingt ebenso nach einem lebenslustigen jungen Mann.

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch nicht wirklich viele sexuelle Erfahrungen gemacht, generell kaum welche, bevor ich mich mit knapp 23 Jahren geoutet habe. Ich hatte das Gefühl, dass ich vor allem deswegen heiß und horny war, weil ich es einfach nicht genug ausleben konnte. Jetzt bin ich seltener horny, also geil, ich brauche es nicht mehr so sehr. Ich habe auch nicht das Gefühl, dass Sex die Hauptsache in einer Beziehung ist, ganz ehrlich. Ich bin einfach nicht mehr so oft geil, wenn dann meistens allerdings morgens. Und wenn ich meinen Freund im Anzug sehe. Oft, wenn ich meinen Freund ansehe, denke ich mir auch, dass er echt extrem heiß ist – und das lässt mich geil werden.

Du warst in der ersten Zeit auch ein wenig überfordert von den Begriffen aus der Gay-Community, beispielsweise der Einteilung in Powerbottom oder Twink. Hast du inzwischen für dich herausgefunden, wo du dich wiederfindest?

Ich würde mich heute als “sideways” definieren, denn ich mag viele Dinge nicht so sehr. Ich mag es lieber intim und privat, aber ich kann sagen, dass ich sehr gerne kuschele.

Was würdest du dir mit Blick auf die Community heute wünschen?

Wir schwule Jungs versuchen viel zu oft, voreinander cool zu wirken, aber ich wünschte mir einfach, dass die Leute etwas entspannter sind. Wenn ich auf der Straße oder anderswo jemanden sehe, den ich kenne, umarme ich ihn einfach. Wir machen uns oftmals viel zu viele Gedanken – wir denken manchmal einfach viel zu viel über uns selbst nach und versuchen, das anderen Leuten aufs Auge zu drücken.

Kommen wir abschließend zu unserer schnellen Fragerunde: Wann kommst du nach Deutschland, Art?

Ich würde absolut gerne nach Deutschland kommen, vor allem nach Berlin. Mein Freund war bereits viel in Europa unterwegs und er liebt Berlin sehr.

Pizza, Pasta oder ein Steak?

Nudeln.

Dein Lieblingsessen aus der Ukraine?

Borschtsch (Eine Suppe, die traditionell mit Roter Bete und Weißkohl zubereitet wird).

Wie verbringst du am liebsten einen freien Tag?

Mit meinem Freund in den Central Park gehen, ein Restaurant besuchen, sich ins Bett legen, einen Film ansehen und kuscheln.

Dein erotischster Körperteil und warum?

Mein Hals, weil ich dort sehr empfindlich bin.

Was magst du an dir selbst nicht?

Ich denke zu viel nach.

Für welche Eigenschaft lieben dich deine Freunde?

Loyalität.

Urlaub – wohin soll es gehen und warum?

Amsterdam, weil es sehr schön ist und es viele Möglichkeiten gibt, etwas zu unternehmen.

Dein Lieblingscocktail?

Gin Tonic.

Top, Bottom, Versatile – oder würdest du doch lieber nur kuscheln?

Ich würde Kuscheln definitiv dem Sex vorziehen. Sex macht Spaß, aber Kuscheln mit der Person, die man liebt, das macht mich viel geiler. Kuscheln und intime Momente mit meinem Freund, auf jeden Fall.

Art danke dir fürs Gespräch! (ms)

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