Posted on: 25. Oktober 2022 Posted by: MDamerius Comments: 0

Unsere Faszination für Daddys und echte Kerle

Ein Gespräch mit dem Berliner Künstler Asmodis

Edward Winokan alias Asmodis liegt das Zeichnen einfach im Blut – bereits seit frühester Kindheit konnte er die Finger nicht vom Stift beziehungsweise später auch von der Tastatur lassen. Nach einer Ausbildung zum Kommunikationsdesigner arbeitete der Berliner für verschiedene Verlage und Unternehmen, bevor er sich immer mehr auf die Game Industrie konzentrierte, in der er heute sehr erfolgreich arbeitet. Seine Qualifikation als Grafikdesigner und Illustrator kommt glücklicherweise auch uns zugute, denn nebenbei gestaltet er äußerst erotische Bilder von sexy Kerlen, Boys und Superhelden in viel zu engen Outfits und wir können einfach nicht die Augen davon lassen. Zu unserem Glück ist jetzt auch sein Comic-Buch namens “Bedtime Story“ erschienen und wir erleben darin eine stürmische und äußerst spritzige erste Nacht von Timmy und Daniel. Kurzum, wir sind verliebt in die Welt von Asmodis.

Edward, ähnlich wie bei dir begleiteten auch mich in meiner Kindheit Figuren wie “He-Man“ und später auch die “X-Men“. Dich haben sie dazu animiert, zum Stift zu greifen und mit dem Malen zu beginnen. Ich muss gestehen, ich habe derweil mit meinen Händen etwas anderes bei diesen Vorlagen gemacht. Woher kommt diese Faszination für diese Männertypen?

Haha! Ich war damals noch zu jung, um mit den Händen etwas anderes zu machen, als einfach nur mit den genannten Actionfiguren zu spielen. Tatsächlich habe ich mich anfangs auch eher für die weiblichen Figuren begeistert wie Evil-Lyn und Zoar die Sorceress aus He-Man oder Jean Gray und Storm aus X-Men. Die muskulösen männlichen Charaktere spielten eher meine Freunde. Erst später in der Pubertät und auch heute noch merke ich, dass sich meine Faszination für Muskeln auch auf diese Figuren zurückführen lässt. Die bewusste Begeisterung für Daddy-Kerle kam dann erst in den letzten Jahren, wobei ich zu Beginn meines Gay-Lebens und meiner Sexualität schon eindeutig einen Vaterkomplex hatte.

Du bist sehr vielfältig in deiner Arbeit und teilst viele Bilder auch auf Twitter. Wir können sehen, wie Robin eine frische Ladung Proteine von Batman bekommt, einen sexy Feuerwehrmann ohne Dienstkleidung erleben oder auch einen Blick auf Pan erhaschen, Gott des Waldes und der Natur, umringt von seinen jungen Boys. Worin liegt für dich der Reiz, in diese Welten einzutauchen?

Ich stehe auf interessante Charaktere, die optisch das gewisse Etwas haben. Meine Interessen sind einfach breit gefächert. Das fängt bei klassischen Superhelden an und endet bei Fantasy, Mythologie und russischen Märchen. Dabei bin ich natürlich immer empfänglich für männliche, muskulöse Charaktere. Aber auch auf Social Media und in der Erotikindustrie entdecke ich immer wieder “Figuren“, die mich begeistern und dann entsteht daraus eine Illustration. Oft finde ich auch nur ein Foto von einem Mann in einer Pose und denke mir: “Das ist tolles Material, um daraus einen Pan im Wald zu machen.“

Bei deinem neusten Comic bist du für alles verantwortlich: Storyboard, Comic, Druck und Vermarktung. Wie viel Arbeit steckt in “Bedtime Story“ und wann können wir mit der Fortsetzung rechnen?

Es steckt sehr viel Arbeit dahinter, die ich aber gerne mache, weil es eben mein Projekt ist. Neben anderen Aufträgen schaffe ich auch nur zwei Comicseiten pro Monat. Mein erster Comic entstand 2013 (“Kinder der Dämmerung“), daran habe ich zwei Jahre gearbeitet. Aktuell arbeite ich an der Fortsetzung von “Bedtime Story“. Diese trägt den Titel “Sunday Morning Wood“ und ist etwa zur Hälfte fertig. Ich denke, nächstes Jahr, werde ich die Geschichte drucken können.

Wir freuen uns schon jetzt darauf! In dem Comic ist Timmy ein ganz schön freches Früchtchen und verfällt sehr schnell erst dem Geruch und dann auch dem Rest von Daddy Dan. Entspringt die Story komplett deiner Fantasie oder gibt es reale Erlebnisse, die dich beeinflusst haben?

In meinen Motiven und vor allem in den Geschichten ist oft viel Persönliches mit drin. Ganz besonders, wenn es Figuren sind, mit denen ich mich identifiziere, kommt es schon vor, dass diese in Situationen geraten, die ich zuvor erlebt habe oder ich erlebe die zuvor fantasierten Situationen durch meine Protagonisten dann in der Comic-Geschichte. Speziell bei Timmy fließen Erlebnisse aus meiner schwulen Jugend mit ein, nicht eins zu eins, sondern eher so, wie es im Idealfall hätte verlaufen können. Dieses “Was wäre wenn…“ reizt mich sehr. Im realen Leben findet man ein solches ungleiches Paar wohl eher selten.

Schade, aber wir wollen die Hoffnung trotzdem nicht ganz aufgeben. Geschichten rund um Daddys und Boys erfreuen sich bis heute größter Beliebtheit in der schwulen Szene. Woher, meinst du, kommt diese Begeisterung für diese Art von Geschichten?

Für den Betrachter ist der optische Kontrast sicher ganz reizvoll. Der junge, etwas naive, noch unerfahrene Boy, der aber voller jugendlicher Energie ist, wenig behaart und schlank. Und der ruhigere, erfahrene Daddy, muskulös, behaart und vielleicht mit Bart. Auch bei der Frage, wer ist der Top und wer der Bottom, werden ganz starke Stereotype bedient, die offenbar ganz gut funktionieren. Ich denke auch, dass der Betrachter es bei diesen beiden Figuren leicht hat, sich wenigstens in einem wiederzufinden. Aus der Perspektive des Boys: Wir waren alle mal jung und hatten mit dem sexuellen Erwachen sicher eine Begegnung mit einem deutlich älteren Menschen, den wir sehr attraktiv fanden oder in den wir sogar verliebt waren – sei es ein Lehrer, der Trainer im Sportverein, der Vater des Spielkameraden oder sogar jemand aus der eigenen Verwandtschaft.

Wir dürfen am Ende deines Comic-Buchs auch in andere Storys von dir hineinschnuppern, beispielsweise wenn sich der Professor in einer Privatstunde um den sexy Arsch des Studenten kümmert. Ein anderes Mal lässt Santa Claus direkt einen Boy auf seinem Schoß platznehmen. Warum sind junge Boys oftmals von älteren, kräftigen und dominanten Kerlen so angetan?

Ich glaube, dass die Sehnsucht nach einer Vaterfigur da eine große Rolle spielt und die Partnerwahl, wenn auch nicht bewusst, beeinflusst. Die Führung durch einen älteren, erfahrenen Kerl hat natürlich seinen Reiz, dazu kommen die vielen Jahre, in denen der Körper ausgewachsen ist, an Masse gewonnen hat, vielleicht durch viel Sport attraktiv geformt wurde und schließlich zum Mann geworden ist.

Im Gespräch mit anderen Malern habe ich gelernt, dass manche sehr methodisch und nüchtern an ein Bild herangehen, andere wiederum “erleben“ die Situation sozusagen mit, während sie sie zeichnen. Wie ist das bei dir?

Ich erlebe die Situation voll und ganz! Ganz besonders bei einem Comic, aber auch oft bei einer einzelnen Illustration spielt sich da eine komplette Animationsszene in meinem Kopf ab. Besonders witzig ist das bei erotischen Szenen, da ich ab und zu so geil werde, dass ich nicht mehr weiterarbeiten kann und mich erst mal “erleichtern“ muss.

Tom of Finland hat einmal gesagt, er weiß, dass eine Zeichnung richtig gut geworden ist, wenn er dabei eine Erektion hat.

Ganz genau, das ist auch mein Qualitätscheck!

Sehr gut! Du zeichnest sehr detailverliebt, man kann oftmals schon an der Mimik deiner Protagonisten sofort erkennen, wie sie sich fühlen. Gibt es für dich Körperpartien oder auch Gefühle, die besonders schwer zu zeichnen sind?

Schön, dass das so gut rüberkommt! Ich orientiere mich da gerne an Cartoons oder Mangas, schwäche das etwas ab und versuche es dann zu übernehmen. Auch begebe ich mich oft beim Zeichnen in diese Gefühlslage hinein und schaue dann im Spiegel, wie mein Gesicht dabei aussieht. Füße zu zeichnen ist immer noch eine kleine Herausforderung für mich, und auch für eine stark definierte Rückenmuskulatur brauche ich gutes Referenzmaterial beim Zeichnen.

Ich verstehe – hier werden Männer als Model gesucht. Wir schicken sie alle zu dir! Du hast bis heute bereits viele Kerle und Boys gemalt, Fantasy-Helden ebenso wie sehr real wirkende Charaktere und das stets sehr sinnlich und erotisch. Was ist für dich der erotischste und spannendste Körperteil bei einem Mann?

Eindeutig der Kopf, also Gesicht, Mimik, Haare, Frisur, Bart, dann die Haltung beziehungsweise die Pose und sonst natürlich auch das Gemächt, sprich der Penis und die Hoden in einer guten Proportion zueinander. Ein Mann mit einem markanten, maskulinen Gesicht und vielleicht einem Bart braucht nur einen Blick und ein angedeutetes Lächeln, um seine ganze Pracht zu entfalten. Idealerweise weiß er nicht um seine Wirkung, bringt diese aber auf eine schlichte und trotzdem selbstsichere Art rüber, ohne dabei zu protzen. Er sitzt zum Beispiel etwas eingesunken auf der Couch und präsentiert in kurzen Shorts seine kräftigen Beine und durch den Stoff zeichnet sich deutlich sein Gemächt ab. Oder er bewegt sich nur mit einem Shirt bekleidet durch die Wohnung und präsentiert seinen festen Hintern und sein schwingendes Glied und seine Glocken. Oder er liegt entspannt da mit verschränkten, kräftigen Armen hinter dem Kopf – seine buschigen Achselhaare passen gut zum Vollbart und dem Brusthaar. Oder er kommt zufrieden und verschwitzt vom Sport zurück und die nasse Haut glänzt in der Sonne. Kurzum, die Schönheit des Körpers und einer Person in einem solchen Moment, ohne dabei explizit sexy oder geil rüberkommen zu wollen, mag ich sehr.

Das kann ich sehr gut verstehen! Du malst auch sehr explizite Sexszenen. Ich kenne das von einigen Autoren, die schwule Kurzgeschichten schreiben – nach der hundertsten Beschreibung einer Sexszene kann es auch einmal langweilig werden. Wie ist das bei dir? Denkst du dir nach dem gefühlt hundertsten gemalten Cumshot: Alles schon gesehen!

So viele Cumshots habe ich noch nicht gezeichnet und vielleicht wird es mir nach der hundertsten Sexszene tatsächlich langweilig. Der Vorteil bei mir gegenüber Autoren ist, dass ich einen starken visuellen Reiz habe und immer wieder neue Charaktere und Kostüme sehe. Die gleiche Sexszene kann mit anderen Charakteren wieder vollkommen neu und reizvoll sein.

Du bist seit 2019 auch als Game Artist unterwegs – im Spielemarkt tut sich zwar einiges, in puncto Gays sind die Angebote aber noch rar gesät. Wäre es nicht an der Zeit für ein freches schwules Spiele-Erlebnis für erwachsene, homosexuelle Männer?

Das Potenzial und der Markt sind auf jeden Fall da. Bei den Heteros laufen solche Games schon sehr gut. Ich habe noch keine konkrete Vorstellung von einem Spielekonzept, würde aber gerne mal an so einem Game mitarbeiten.

Edward, vielen Dank dir für das Gespräch! (ms)

Bedtime Story Comic

Comic-Buch – empfohlen ab 18 Jahren.
48 Seiten, in englischer Sprache, Preis: 37,45 €

https://www.edwin-graphics.de
https://www.instagram.com/art_of_asmodis
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